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Laktose-Intoleranz / Milchzucker-Unverträglichkeit
Die richtige Ernährung lindert Symptome
Durchfall nach ein paar Schlucken Milch, Blähungen nach einem Quark-Dessert - wer diese Symptome an sich wahrnimmt, kann an einer Milchzucker-Unverträglichkeit leiden.
Von der so genannten Laktose-Intoleranz ist in Deutschland etwa jeder Siebte betroffen - die Dunkelziffer ist hoch, viele Betroffene kennen jahrelang nicht die Ursache ihrer Beschwerden.
"Dabei können diese Menschen mit einer Umstellung der Ernährung ihr Wohlbefinden deutlich steigern", sagt Brigitte Fischer, Ernährungsexpertin der AOK.
Milch und Milchprodukte gehören zu den gesündesten Lebensmitteln und werden deshalb hierzulande zu Recht viel konsumiert. Doch wer unter ständigem Bauchrumoren, Blähungen und Durchfall leidet, sollte nach der Ursache forschen. Möglicherweise steckt eine Milchzucker-Unverträglichkeit dahinter, die das Verdauungssystem beeinträchtigt.
Milchzucker ist der in Milch und Milchprodukten enthaltene natürliche Zweifachzucker. Das bedeutet, er setzt sich aus zwei Zuckermolekülen zusammen. Bei der Verdauung wird er in seine beiden Bestandteile aufgespaltet, damit der Körper ihn verwerten kann.
Für diese Aufspaltung ist das Enzym Laktose zuständig, das im Dünndarm gebildet wird.
Ist dieses unzureichend vorhanden, können die Milchzuckermoleküle gar nicht oder nicht vollkommen aufgespaltet werden. Die Laktose gelangt dann unverändert in den Dickdarm, wo Bakterien sie zersetzen und verdauen. Bei diesem Gärungsprozess entstehen Gase und Säuren, die zu krampfartigen Bauchschmerzen, Übelkeit und Aufstoßen sowie Blähungen und Durchfall führen. Zusätzlich leiden viele Betroffene unter Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Müdigkeit und allgemeinem Unwohlsein.
Unterschiedlich starke Beschwerden
"Die Beschwerden können ganz unterschiedlich stark auftreten", sagt AOK-Ernährungsexpertin Brigitte Fischer.
So kann etwa Durchfall eine Viertelstunde nach dem Verzehr von Milchprodukten auftreten, aber auch erst Stunden später oder am nächsten Morgen. Der Grund dafür ist, dass manche Menschen noch Rest-Laktose produzieren und so kleine Mengen an Milch oder Milchprodukten durchaus vertragen. Wichtig auch zu wissen: "Selbst wenn die Symptome sich ähneln, handelt es sich nicht um eine Allergie, sondern um einen Enzym-Mangel",erklärt Fischer.
Für die Laktose-Intoleranz hat die Forschung drei Ursachen ausgemacht: Am häufigsten entsteht der Laktose-Mangel durch eine nachlassende Produktion des Enzyms im Alter; er kann aber auch als Folge von Magen-Darm-Erkrankungen oder von Geburt an auftreten.
Bei andauernden Beschwerden Arzt aufsuchen
Wer andauernde und wiederkehrende Beschwerden an sich beobachtet, sollte das nicht einfach ignorieren, sondern mit dem Arzt besprechen. Dieser hat verschiedene Diagnosemethoden zur Hand, um den Laktose-Mangel zu diagnostizieren:- Laktosefreie Diät: Dabei verzichten die Betroffenen zwei Wochen auf alle Produkte, in denen Laktose enthalten ist. Sinnvoll ist es auch, zuvor bereits ein Ernährungstagebuch zu führen, in dem verzeichnet wird, nach welchen Speisen welche Beschwerden auftreten.
- Gentest: Mit einer Blutprobe oder einer Speichelprobe aus der Wangenschleimhaut kann getestet werden, ob die Ursache ein Gendefekt ist.
- Atemtest: Ist der Gendefekt ausgeschlossen, wird hier mit einer gezielten Zufuhr von Laktose getestet, ob eine Darmerkrankung als Ursache hinter den Beschwerden steckt.
Umstellung der Ernährung
Wer die Ursache seiner Beschwerden erkannt hat, kann nun endlich handeln. "Es gibt zwar bislang keine Medikamente, um die Ursache der Laktose-Intoleranz zu heilen. Betroffene können jedoch vor allem durch eine Umstellung ihrer Ernährung viel bewirken", sagt Fischer. Dabei gilt es, sich milchzuckerarm oder auch gänzlich milchzuckerfrei zu ernähren - je nachdem, wie stark die Milchzucker-Unverträglichkeit ausgeprägt ist. "Ob beispielsweise geringe Mengen Milch vertragen werden, das muss jeder für sich herausfinden", sagt die Ernährungsexpertin. Zusätzlich können die Beschwerden durch Laktose-Präparate abgemildert, jedoch nicht gänzlich behoben werden. Fischer warnt auch davor, eine erkannte Milchzucker-Unverträglichkeit zu ignorieren: "Ständiger Durchfall schädigt die Darmschleimhaut. Das vermindert die Abwehrkräfte und letztlich wird auch die Laktose noch schlechter vertragen."
Besser ist es, sich intensiv mit den eigenen Ernährungsgewohnheiten auseinanderzusetzen. Das ist angesichts des reichlichen Angebots von Milch und Milchprodukten sowie des vielfachen Einsatzes von Milchzucker in weiterverarbeiteten Lebensmitteln zunächst mühsam. So findet sich Milchzucker nicht nur in Milch, Joghurt, Quark, Butter, Käse und allen anderen Molkereiprodukten, sondern auch in vielen anderen Produkten. Vorsicht ist bei vielen Backwaren, Süßigkeiten, Fertigprodukten wie Kartoffelpüree, Gewürzmischungen, Wurstwaren und Medikamenten geboten.
Betroffene sollten sehr genau die Aufdrucke auf Verpackungen lesen. "Finden Sie dort Begriffe wie Laktose, Milchzucker, Milch oder Molkepulver, sollten Sie ganz auf das Produkt verzichten oder es nur in kleinen Mengen zu sich nehmen", sagt Fischer. Die wenigsten Menschen müssen komplett auf Milchzucker verzichten, sondern vertragen geringe Mengen. Viele vertragen auch reiferen Hartkäse und gesäuerte Milchprodukte wie Buttermilch, Dickmilch, Joghurt und Quark durchaus gut, weil sie Bakterien enthalten, die den Milchzucker abbauen.
Auf ausreichende Kalziumzufuhr achten
Wer angesichts seiner Beschwerden komplett auf Milchzucker verzichten muss, sollte dringend auf eine ausreichende Kalziumzufuhr achten, die im Alltag bei den meisten Menschen vor allem über Milchprodukte gesichert wird. Der Körper braucht das Mineral sowohl für Knochen, Muskeln und Nerven als auch für die Blutgerinnung und die Aktivierung von Enzymen und Hormonen. Wer auf Milchzucker weitgehend verzichten muss, sollte darauf achten, über grünes Gemüse, Nüsse und kalziumhaltiges Mineralwasser ausreichend viel von diesem Mineral aufzunehmen.
Doch gibt es heute auch schon viele speziell verarbeitete Milchsorten und Milchprodukte im Handel, die auf Menschen mit einer Milchzucker-Unverträglichkeit zugeschnitten sind. Sie sind an der Aufschrift "MinusL" oder "laktosefrei" zu erkennen und in Reformhäusern sowie vielen Supermärkten zu kaufen. Bei diesen Produkten ist der Milchzucker bereits aufgespalten, so dass Menschen mit einer Milchzucker-Unverträglichkeit sie zu sich nehmen können. |
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Verwendete Inhalte/Quelle: Pressestelle des AOK-Bundesverbandes, Berlin
Foto "latte macchiato": ©motograf - pixelio.
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